Kaufertsberg mit Hexenküche, OT Lierheim (ND-06615)
Lage: Von Harburg kommend biegt man in Möttingen nach re. ab auf die DON 10 und erreicht nach kurzer Zeit die Ortschaft Lierheim. Von dort geht es dann nach rechts weiter in Richtung Heroldingen. Unmittelbar nach den letzten Häusern der Ortschaft biegt ein unbefestigter Flurweg nach re. ab in Richtung des Flüßchens Eger.
GPS-Ortung: N:
48°48.560´; E: 010°36.665; Höhe: 428m ü. NN
Aufgenommen: Juli 2004
Eigentümer:
Gemeinde Möttingen
Schutzstatus:
Naturdenkmal - Felsen (ND-06615); FFH Geotop-Nummer:
779R007
Bewertung des
Geotops Stand: Mai 2020
Bedeutung Allgemein
geowissenschaftlich: bedeutend
Regionalgeologisch: lokal
bedeutend
Öffentlich: heimatkundlich/touristisch
bedeutend
Erhaltungszustand: nicht beeinträchtigt
Geowissenschaftlicher Wert
Einstufung*: bedeutend
* mögliche
Einstufungen sind: geringwertig, bedeutend, wertvoll, besonders
wertvoll
Überkippte Malmscholle (Riestrümmermassen) mit ehem. Prallhang der pleistozänen Eger (Hohlkehlen). Der Malm Gamma ist stark geklüftet und verkarstet (mit kurzer Höhle Hexenküche). Ehemalige kleine Abbaue an der Westseite erschließen die vergriesten Bankkalke. Der Aufschluss befindet sich ca. 5 km innerhalb des südöstlichen Kraterrandes. Der Kaufertsberg besteht aus einer überkippten Malm- Kalk Scholle des Malm gamma, die annähernd Ost- West streicht (1100) und nach Süden einfällt. Die Kalke sind gebankt, teils auch massig und partiell intensiv brecciiert. Die Hexenküche ist ein begehbares Karstloch innerhalb des Felsanschnittes.
Landesamt für Umwelt (LfU) Bayern; Kartierung Pösges / Barfeld 2007 Ortsfremde Jurascholle auf Granit, altsteinzeitlicher Wohnplatz.
Die "Hexenküche" ergab bei den Ausgrabungen durch F. Birkner und E. Frickhinger 1913 keine nennenswerten paläolithischen Funde aber doch eine Reihe von neolithischen bis mittelalterlichen Scherben-, Tier- und Menschenknochen.
Auf der nach Süden zugewandten Seite ist Baumbewuchs in einer Reihe parallel zum Hang mit einem Alter von etwa 20 bis 30 Jahren vorhanden (von W. nach O.: Esche, Birke, 2 Robinien). Die Felder reichen bis knapp vor die Hangschulter. Die Beschattung durch die Bäume birgt die Gefahr der Veränderung der Heide- und Felsflora. Eine Reihe seltener Pflanzen ist festzustellen: (Berg-Gamander, Echter Gamander, Hufeisenklee, Weißer Mauerpfeffer, Mauerraute, Ästige Graslilie, Felsen-Meger, Weidenblättriges Ochsenauge, Blutstorchschnabel).
Geschichte:
Lierheim ist ein alter Siedlungsplatz. Bei archäologischen
Ausgrabungen in der nahe gelegenen „Hexenküche“ am Kaufertsberg wurde eine 7500
Jahre alte rituelle Kopfbestattung nachgewiesen.
Die von Lierheim gehörten nebst
denen von Öttingen und Hürnheim zu den wichtigsten adeligen Geschlechtern im
Ries.
Geschichten:
Es wird berichtet, dass im Dreißigjährigen Krieg hier in dieser Höhle, eine
ganze Familie vor marodierenden Soldaten lebensrettende Zuflucht gefunden habe.
Bedeutung: diente in der Altsteinzeit als Wohnort, später wohl als
Zufluchtsort in unruhigen Zeiten genutzt, besonders zur Römerzeit möglicherweise als Lager- und Kühlplatz, im Mittelalter wurden hier wahrscheinlich Hexen verbrannt
Kulturlandschaftlicher Wert: hoch
Erhaltungszustand: sehr gut
Literaturhinweis:
Lingel,Klaus: Führer durch das Ries, mit Rundgängen, Wanderungen
und Ausflügen, Konrad Theis Verlag Stuttgart.
Frei, H.; Krahe, G.:
Archäologische Wanderungen im Ries, Schwaben Bd. 2, 1979.
Landesamt für
Umwelt (LfU) Bayern; Kartierung Pösges / Barfeld 2007