Galgenbergeichen (ND-06606)

Lage: Südlich der Gemeinde Mertingen, ca. 1 km auf der Staatsstraße DON 28 in Richtung Druisheim, mit Blick nach Westen, kann man die 3 Eichen des ehemaligen Gerichtsplatzes finden.

GPS-Ortung:       N: 48°38´44"; E: 010°48´27"; Höhe: 425m ü. NN
Aufgenommen:    Mai 2010 / 2015 / 2018 / 2019
Eigentümer:         Gmde. Mertingen
Schutzstatus:       Naturdenkmal - Baumgruppe (ND-06606)

                                      Bildansicht 2010
                                        Bildansicht 2015
                                        Bildansicht 2018
                                       Bildansicht 2019
                                       Bildansicht 2020
                              Bildansicht 2021

Seit 1930 gelten die drei Eichen, die an die Hochgerichtstätte am Galgenberg erinnern, als „Naturdenkmal“ (ND). Die älteste der drei Eichen - siehe Bild unten - Brusthöhenumfang (BHU-Wert)  5,13 m und damit kann ein Alter von ca. 405 Jahre abgeleitet werden, ist gestorben (aus nicht geklärter Ursache - wie immer in solchen Fällen -, sie wurde im Sommer 2017 aus Sicherheitsgründen gefällt. Alle Rettungsversuche haben sich als unwirksam erwiesen. Auf Beschluss der "Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt Donau-Ries" bleibt das Stammrelikt vor Ort, um die Erinnerung an den ursprünglichen Zustand des ND's aufrecht zu erhalten.
Der Brusthöhenumfang (BHU-Wert) der verbliebenen zwei Eichen auf dem Bild von links gesehen, wurde mit 4,81 m (geschätztes Alter ca. 380 Jahre) und 3,60 m (geschätztes Alter ca. 285 Jahre) dokumentiert. Nun zeigen sich auch bei der 2. Galgeneiche Brusthöhenumfang (BHU-Wert) 4,81 m die gleichen Symptome wie beim Absterben der 1. Galgeneiche. Inzwischen ist auch dieser Baum den negativen Einflüssen erlegen und abgestorben. Nachdem der Augenschein ergibt, dass alle Bäume die als ND ausgewiesen sind und im Laufe der letzten Monate und Jahre im Bereich der ND's im Landkreis Donau-Ries abgestorben sind, das gleiche Erscheinungsbild aufgewiesen hatten, liegt die Annahme einer extrem fehlerhaften Bewirtschaftung im Traufbereich der Bäume sehr nahe. Wenn also dieses historische Relikt der Geschichte im Bereich der Gemeinde Mertingen erhalten bleiben soll, muss dringend eingegriffen werden. Die 3. Galgeneiche scheint NOCH gesund zu sein.

Literaturhinweis:
Baumportal.de/ Baumalter

Analyse: 
In der Stauferzeit wurde wohl aus der Straßenvogtei für die Reichspflege „Werd“ (Donauwörth) mit dem Hauptort „Merdingen“ (Mertingen) eine eigene Gerichtsbarkeit mit deren Galgen und Hochgerichtstätte.
 Bedeutung: historisch belegte Hochgerichtsstätte der Reichspflege "Werd"
 Kulturlandschaftlicher Wert: hoch
 Erhaltungszustand: sehr stark  gefährdet durch ungenügende Fürsorge und schädliche Bewirtschaftung der angrenzenden Ackerflächen. Es stellt sich die Frage, inwiefern die Unterschutzstellung durch das Naturschutzgesetz respektive durch die jeweiligen Verordnungen, durch die Naturschutzbeauftragten/innen der jeweiligen Kommunen bzw. der Behörden ausreichend betreut werden, um dieses offensichtliche Fehlverhalten rechtzeitig zu beanstanden. 

  Relikt der 1. Galgeneiche, sie brachte es auf ein Alter von ca. 405 Jahre

Geschichte:

Spätestens in der Stauferzeit hatte sich wohl aus der Straßenvogtei für die Reichspflege „Werd“ (Donauwörth) mit dem Hauptort „Merdingen“ (Mertingen) eine eigene Gerichtsbarkeit herausgebildet, deren Galgen und Hochgerichtstätte in Mertingen stand. Diesem „Halsgericht Mertingen“ saß der Reichsvogt in Vertretung des Reichspflegers vor. Die Zuständigkeit betraf nur Fälle der Hohen Gerichtsbarkeit (Brandstiftung, Diebstahl, Notzucht oder Mord) die im Gerichtsprengel der Reichspflege verübt worden waren. War das Urteil gesprochen, wurden die zum Tode verurteilten Übeltäter nach Mertingen überstellt, um an dieser Hochgerichtsstätte mit dem Galgen (siehe historischen Karte von 1593) hingerichtet zu werden.
Am 8. Juni 1590 wurden 2 Frauen in Mertingen am Galgenberg, dem heutigen Naturdenkmal „Drei Eichen“, lebendig verbrannt.  Eine wahrhaft grausame Zeit, in der Unwissenheit und Aberglauben, aber auch eine unbarmherzige Justiz viele Unschuldige grausam töteten.

Literaturhinweis:
Gemeinde Mertingen: Mertingen mit Druisheim und Heißesheim, Drei schwäbische Dörfer, ihr Natur- und Lebensraum und ihre Geschichte, aprinta GmbH & Co. Druck-KG, Wemding, 2000.