Kaufertsberg mit Hexenküche, OT Lierheim (ND-06615)

Der Kaufertsberg bei Lierheim besteht aus einer allochthonen Scholle überkippter, teils zerrütteter Kalksteine der Arzberg-Formation ("Malm Gamma") sowie Massenkalken. In letzteren befindet sich die "Hexenküche", eine kleine Höhle, die durch einen schmalen Eingang erreichbar ist und eine Öffnung an der Decke aufweist. Berühmt wurde die Höhle 1913, als vor ihrem Eingang im Boden eine steinzeitliche Schädelbestattung und zahlreiche Steinwerkzeuge entdeckt wurden. 
Auf dem Kaufertsberg befindet sich seit 2017 ein Denkmal für die Rieser Brauchtums- und Heimatforscherin Gerda Schupp-Schied.

GPS-Ortung: N: 48°48.560´; E: 010°36.665; Höhe: 428 m ü. NN
Aufgenommen: Juli 2004
Eigentümer:  Gemeinde Möttingen
Schutzstatus:  Naturdenkmal - Felsen (ND-06615);

                               FFH Geotop-Nummer: 779R007

Bewertung des Geotops Stand:                                                     Mai 2020
Bedeutung Allgemein geowissenschaftlich: bedeutend
Regionalgeologisch: lokal bedeutend
Öffentlich: heimatkundlich/touristisch bedeutend
Erhaltungszustand: nicht beeinträchtigt
Geowissenschaftlicher Wert Einstufung*: bedeutend
* mögliche Einstufungen sind: geringwertig, bedeutend, wertvoll, besonders wertvoll

Überkippte Malmscholle (Riestrümmermassen) mit ehem. Prallhang der pleistozänen Eger (Hohlkehlen). Der Malm Gamma ist stark geklüftet und verkarstet (mit kurzer Höhle Hexenküche). Ehemalige kleine Abbaumaßnahmen an der Westseite erschließen die vergriesten Bankkalke. 
Der Aufschluss am Kaufertsberg befindet sich ca. 5 km innerhalb des südöstlichen Kraterrandes. Die Kalke sind gebankt, teils auch massig und partiell intensiv brecciiert. Die Hexenküche ist ein begehbares Karstloch innerhalb des Felsanschnittes.

Literaturhinweis: Landesamt für Umwelt (LfU) Bayern; Kartierung Pösges / Barfeld 2007 Ortsfremde Jurascholle auf Granit, altsteinzeitlicher Wohnplatz.

Die "Hexenküche" ergab bei den Ausgrabungen durch F. Birkner und E. Frickhinger 1913 keine nennenswerten paläolithischen Funde aber doch eine Reihe von neolithischen bis mittelalterlichen Scherben-, Tier- und Menschenknochen.

Kaufertsberg mit zum Namen der Höhle passende Stimmung

Der Kaufertsberg fällt gegen Süden steil zum Talgrund der Eger ab und bildet dabei ein nur wenig überhängendes Felsschutzdach (Abri). Ein Gang führt von dort in den Berg hinein zu der nach oben offenen „Hexenküche". Die Höhle ergab nur wenige altsteinzeitliche Funde wie Steingeräte und Tierknochen vom Ende des Eiszeitalters. Von besonderer Bedeutung ist eine Kopfbestattung eines Mannes mit dem zugehörigen Unterkiefer und den beiden ersten Halswirbeln. Die Funden datieren aus dem Jungpaläolithikums, dem Mesolithikums, dem Neolithikums, der Hallstattzeit, der Spätlatènezeit, der römischen Kaiserzeit, der Vökerwanderungszeit und des Mittelalters.

Hexenküche bei Lierheim mit davor stehender Infotafel.

Höhleneingang Hexenküche

Innenbereich Hexenküche

Auf der nach Süden zugewandten Seite ist Baumbewuchs in einer Reihe parallel zum Hang mit einem Alter von etwa 20 bis 30 Jahren vorhanden (von W. nach O.: Esche, Birke, 2 Robinien). Die Felder reichen bis knapp vor die Hangschulter. Die Beschattung durch die Bäume birgt die Gefahr der Veränderung der Heide- und Felsflora. Eine Reihe seltener Pflanzen ist festzustellen: (Berg-Gamander, Echter Gamander, Hufeisenklee, Weißer Mauerpfeffer, Mauerraute, Ästige Graslilie, Felsen-Meger, Weidenblättriges Ochsenauge, Blutstorchschnabel).

 Geschichte:
Lierheim ist ein alter Siedlungsplatz. Bei archäologischen Ausgrabungen in der nahe gelegenen „Hexenküche“ am Kaufertsberg wurde eine 7500 Jahre alte rituelle Kopfbestattung nachgewiesen.

Die von Lierheim gehörten nebst denen von Öttingen und Hürnheim zu den wichtigsten adeligen Geschlechtern im Ries.

Geschichten:
Es wird berichtet, dass im Dreißigjährigen Krieg hier in dieser Höhle, eine ganze Familie vor marodierenden Soldaten lebensrettende Zuflucht gefunden habe.


Bedeutung: diente in der Altsteinzeit als Wohnort, später wohl als Zufluchtsort in unruhigen Zeiten genutzt, besonders zur Römerzeit möglicherweise als Lager- und Kühlplatz, im Mittelalter wurden hier wahrscheinlich Hexen verbrannt 
Kulturlandschaftlicher Wert: hoch
 Erhaltungszustand: sehr gut

Literaturhinweis:
Lingel,Klaus: Führer durch das Ries, mit Rundgängen, Wanderungen und Ausflügen, Konrad Theis Verlag Stuttgart.
Frei, H.; Krahe, G.: Archäologische Wanderungen im Ries, Schwaben Bd. 2, 1979.
Landesamt für Umwelt (LfU) Bayern; Kartierung Pösges / Barfeld 2007